Matura und Baby?

Miriam war in der Maturaschule und erwartete ein Baby

In meinem Kopf drehte sich alles. Gerade hatte ich bestätigt bekommen, was ich längst vermutet hatte: ich war schwanger! Wie sollte es denn nun weitergehen? Ich war völlig ratlos. Meine Welt brach soeben in sich zusammen. Ich hatte doch noch so viel vor! Endlich hatte ich mich aufgerafft, die Matura im Abendstudium nachzuholen, und danach wollte ich die Ausbildung zur Kindergärtnerin machen. Außerdem wollte ich noch reisen und die Welt sehen - ich war schließlich noch jung! Aber mit einem Baby...? Nein, freuen konnte ich mich darüber wirklich nicht! Die Reaktion meines Freundes fiel überraschend positiv aus: im Gegensatz zu mir, freute er sich über das Baby. Oder war das nur seine Unwissenheit? Begriff er eigentlich, welchen Einschnitt in unsere Lebensplanung das bedeutete? Und überhaupt: wir waren erst so kurz zusammen - unsere Beziehung war doch noch gar nicht reif für ein Baby! Wollten wir uns wirklich so fest aneinander binden? Waren wir dieser Verantwortung gewachsen? Ich liebe Kinder über alles, aber nie hatte ich beabsichtigt, unter so unsicheren Umständen ein Baby zu haben!


Die Zeit der Entscheidung!

Die Situation einer ungeplanten Schwangerschaft war mir nicht neu; schon früher hattte ich bei meinen Freundinnen miterlebt, welche Zweifel und welche Ratlosigkeit so ein Ereignis auslösen kann. Damals hatte ich den Betroffenen immer zugeredet, an ihr Kind zu denken und es nicht abzutreiben. Schließlich hatte es auch eine Chance auf Leben verdient! Doch jetzt, wo ich selbst in der Situation war, konnte ich auf einmal auch die Seite der Mutter verstehen: dieses Gefühl, keinen Ausweg zu sehen, die ganze Lebensplanung umstoßen zu müssen - als Außenstehender redet man sich leicht, aber es ist wirklich nicht einfach, so eine Entscheidung zu treffen! 
 
Schlimm war für mich, dass meine bisherige Einstellung zum Thema Abtreibung im totalen Widerspruch zu meinen jetzigen Gedanken und Gefühlen stand.

Meine Zukunft, ja, mein Leben schien irgendwie bedroht zu sein. Aber hatte mein Kind nicht auch eine Chance verdient???

 

In dieser Zeit traf ich mich mehrmals mit einer Freundin, die bei der Lebensbewegung arbeitet. Sie hat mir sehr viel Mut zugesprochen, und ich begann die Schwangerschaft mit anderen Augen zu sehen und mich mit der veränderten Situation vertraut zu machen. Die ersten Ultraschallbilder zu sehen, die ersten Bewegungen des Kindes in meinem Bauch zu spüren, das hat mir auch sehr geholfen. Meine Freundin bestätigte mir, dass ich es schaffen würde, und gab mir dadurch Sicherheit.


Dann war mein Baby da!

Was meine Entscheidung wirklich bedeutete, begriff ich aber erst so richtig, als ich meine kleine Prinzessin das erste Mal in den Armen hielt. Seither genieße ich es jeden Tag, meine Kleine dabei zu beobachten, wie sie sich entwickelt und die Welt entdeckt. Und ich bin der Mensch, der ihr dabei helfen darf! Ich bringe ihr bei, was richtig und was falsch ist, ich bin ihr Zufluchtsort, wenn einmal etwas schiefgeht. Ich bin für sie da und sie ist ein Teil von mir. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl und macht mich sehr stolz. 
 
Ich möchte jede Frau in derselben Situation ermutigen, sich für ihr Kind zu entscheiden. Ich verstehe die Ängste und Sorgen jetzt, die man im Fall einer ungeplanten Schwangerschaft hat, weil ich sie selbst erlebt habe. Aber ich habe auch erlebt, wie Probleme, die einem unlösbar erscheinen, sich fast wie von selbst lösen, wenn das Kind erst einmal da ist. Ein Kind macht das Leben nicht schlimmer, sondern 1000mal besser, schöner und erfüllter! Ich wünsche jeder Frau, dass sie dieses Gefühl kennenlernen darf. Es lohnt sich dafür zu kämpfen!