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Studie Südkorea über den Zusammenhang von Abtreibung beziehungsweise Fehlgeburt und Selbstmordgedanken

Liebe Leserinnen und Leser!

 

 

Heute geht es um eine Studie, die aus Südkorea stammt. Sie ist Anfang 2018 - genau genommen im Jänner - veröffentlicht worden. In dieser Studie geht es um die Frage, warum so viele Frauen nach der Menopause an Selbstmordgedanken leiden beziehungsweise auch Selbstmordversuche begehen. Es wurden über Jahre hinweg die Daten des Gesundheitsministeriums ausgewertet und es sind dabei ein paar interessante Phänomene zu Tage getreten, die mit  Abtreibung zusammenhängen und deswegen widme ich mich in diesem Blogbeitrag dieser Studie, die wir, eine Mitarbeiterin und ich gemeinsam, in der Lebensbewegung übersetzt haben.

 

Studie Südkorea: Die Verbindung zwischen Abtreibung und postmenopausalen Suizidgedanken

 

Abstract

 

Zielsetzung: Der Zusammenhang zwischen Abtreibung und postmenopausaler psychischer Gesundheit ist bei asiatischen Frauen nicht eindeutig geklärt. Das Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen von Abtreibungserfahrungen auf Suizidgedanken und die psychische Gesundheit koreanischer Frauen nach der Menopause zu untersuchen.

Materialien und Methoden: Die Studie umfasste 5133 postmenopausale Frauen, die zwischen 2010 und 2012 bei der Nationalen Untersuchung zu Gesundheit und Ernährung aufgelistet waren. Es wurden die Unterschiede der Suizidgedanken bezüglich der Art und der Anzahl an Abtreibungen untersucht. Wir verwendeten die Befragung mehrerer logistischer Regressionsanalysen, um die Auswirkungen von Abtreibungserfahrungen auf das Risiko von Suizidgedanken zu evaluieren, ausgedrückt als ungerades Verhältnis (OR) mit 95% Konfidenzintervall (95%Cis).

Ergebnisse: Das Risiko von Suizidgedanken war bei Frauen, die mehr als drei Abtreibungen hatten, signifikant höher (27,9%). Während die Häufigkeit der Suizidgedanken nicht durch die Anzahl von Fehlgeburten signifikant beeinflusst wurde (0,718%), zeigte sich bei mehr als drei Abtreibungen ein enormer Anstieg (p=0,003). Nach dem Korrigieren der demografischen Störfaktoren zeigte sich, dass Frauen, die mehr als drei Abtreibungen hatten, ein höheres Risiko für Suizidgedanken hatten (OR 1.510; 95% CI: 1.1086-1871, p=0.002). Darüber hinaus war das Risiko einer depressiven Stimmung im täglichen Leben mit steigender Zahl an Abtreibungen auch erhöht, auch nach Behandlung der Depression (OR: 1657; 95% CI: 1274-2156, p=0,002).
Fazit: Frauen, die sich während ihres reproduktiven Alters drei oder mehr Abtreibungen unterzogen hatten, hatten im postmenopausalen Alter mit Suizidgedanken, Stress und Depressionen zu kämpfen. Diese Auswirkungen konnten bei Fehlgeburten nicht festgestellt werden, auch bei Frauen mit mehreren Fehlgeburten. Folglich sollten Ärzte Depressionen und Suizidgedanken bei Frauen mit mehreren Abtreibungen zahlenmäßig bestimmen.

 

Einleitung

 

Selbstmord ist eine der führenden Todesursachen weltweit. Die Selbstmordrate in Südkorea ist höher als die durchschnittliche Rate in entwickelten Ländern. Darüber hinaus scheint sich diese Rate jedes Jahr zu erhöhen. Es hat sich herausgestellt, dass junge Frauen selbstmordgefährdeter sind, wenn sie schlechter ausgebildet oder unverheiratet sind, wenn sie schon vorher psychische Probleme hatten oder wenn sie bestimmte sozio-demographische Kriterien erfüllen von denen man weiß, dass sie mit einem erhöhten Risiko verbunden sind. Von all diesen Faktoren haben schon vorher bestehende psychische Probleme (beispielsweise Depressionen) den größten Einfluss auf Suizid-Versuche. Die Menopause ist auch mit einem erhöhten Risiko an Depressionen verbunden. Postmenopausale Frauen haben ein höheres Selbstmordrisiko als junge Frauen.

 

Ein Abtreibungserlebnis kann Angst und Depressionen verursachen, ganz gleich, ob die Schwangerschaft gewollt ist oder nicht. Frauen, die eine Abtreibung hatten, haben ein erhöhtes Risiko negative Gefühle wie Trauer oder Schuld zu erleiden. Bellieni et al. haben berichtet, dass der Verlust eines Fötus  das Risiko einer Frau für mentale Beschwerden erhöht und zwar in einem höheren Ausmaß als das bei einer Geburt der Fall wäre. Jung et al. haben gezeigt, dass koreanische Frauen mit mehreren Abtreibungserlebnissen ein erhöhtes Risiko für das Einsetzen von Depressionen in der Menopause aufweisen. Depression ist als Hauptrisikofaktor für Suizidgedanken bekannt, die wiederum stark mit Tod durch Suizid zusammenhängt.
Mehrere Studien haben den Zusammenhang zwischen Abtreibung und Suizidgedanken evaluiert. Obwohl solche Studien oft durch ihre zahlenmäßig kleine und rückwärts gerichtetes Design determiniert sind, sind sie trotzdem wertvoll, weil sie zeigen, dass Frauen, die Abtreibungen hatten, ein erhöhtes Risiko für Suizidgedanken haben, verglichen mit Frauen, die ein geplantes oder ungeplantes Kind zur Welt gebracht haben. Wie auch immer, die meisten dieser Studien wurden mit prämenopausalen Frauen durchgeführt. Unseres Wissens haben wenige Studien den Effekt von Abtreibungserlebnissen auf Suizidgedanken und mentale Gesundheit bei postmenopausalen Frauen untersucht. Deshalb war die Zielsetzung dieser Untersuchung diese Effekte herauszufinden, indem Daten von koreanischen postmenopausalen Frauen verwendet wurden.

 

Materialien und Methoden

 

Datenquelle und Teilnehmer

 

Es wurde eine landesweite repräsentative Untersuchung quer durch die Bevölkerung durchgeführt. Die Daten wurden von KNHANES (Korean National Health and Nutrition Examination Survey) zwischen 2010 und 2012 bezogen. KNHANES wird von der Abteilung für chronische Krankheiten durchgeführt, zur Überwachung und für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten. Es besteht aus einem persönlichen Gesundheitsinterview, einer Gesundheitsuntersuchung und einer Ernährungsstudie, durchgeführt durch geschulte Prüfer.

 

Die Umfrageteilnehmer wurden aus dem Nationalen Volkszählungsregister 2009 anhand komplexer, geschichteter, mehrstufiger Stichprobenauswahl ausgewählt, basierend auf dem geografischen Gebiet, dem Geschlecht und dem Alter. Die analysierten Daten wurden gewichtet, um sicherzustellen, dass sie alle nicht institutionalisierten weiblichen Bevölkerungsgruppen in Korea repräsentieren. In unserer Analyse umfasste die Interessensgruppe postmenopausale Frauen unter 40 Jahren.

 

Die Daten wurden gesammelt, nachdem die „koreanischen Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention“ die Einwilligung aller Teilnehmer erhalten hatten. Die institutionelle Überprüfungskommission der Katholischen Universität Korea hat diese Studie genehmigt.

 

Zielparameter

 

Die Menopause ist definiert als Stillstand der Menstruation für mehr als 12 Monate. Die Messungen der psychischen Gesundheit basierten auf Umfragedaten zu Suizidgedanken, erkanntem Stress und depressiver Stimmung. Patienten, die im Jahr vor Beginn der Studie den Wunsch geäußert hatten, sterben zu wollen oder Selbstmord zu begehen, galten als Menschen, die Suizidgedanken haben. Stress wurde von den Teilnehmerinnen als nicht vorhanden, leicht, mittelschwer oder schwer bewertet. Es wurde als anerkannter Stress angesehen, wenn er als mittelschwer oder schwer gemeldet wurde. Depressive Stimmung wurde definiert als ein Gefühl der Traurigkeit oder Verzweiflung, das das tägliche Leben im Jahr vor der Studie für mindestens zwei aufeinanderfolgende Wochen beeinträchtigte. Patientinnen, die ihre Stimmung als depressiv bewerteten, wurden gefragt, ob sie von Ärzten eine formelle Diagnose der Depression erhalten hätten. Eine postmenopausale Depression wurde als Depression mit Beginn nach den Wechseljahren definiert.

 

Eine Fehlgeburt wurde als spontaner Schwangerschaftsverlust definiert, das heißt jede Schwangerschaft, die nicht lebensfähig war oder bei der der Fötus vor der 20. Schwangerschaftswoche geboren wurde. Als induzierte Abtreibung wurde ein Abbruch definiert, der absichtlich vor der 20. Schwangerschaftswoche durchgeführt wurde.

 

Die Abtreibungsgeschichte wurde durch einen Fragebogen ermittelt, in dem Frauen gebeten wurden, nach eigenen Angaben die Gesamtzahl der Abtreibungserfahrungen, die Anzahl der Fehlgeburten und die Anzahl der induzierten Abtreibungen aufzulisten. Die Antworten wurden in drei Kategorien unterteilt: i) keine Abtreibungserfahrungen; ii) 1 oder 2 Abtreibungserfahrungen; und iii) drei Abtreibungserfahrungen. Anschließend wurde der Zusammenhang zwischen Messungen der psychischen Gesundheit und Abtreibungserfahrungen analysiert.

 

Von jeder Teilnehmerin wurde die Größe (m) und das Gewicht (kg) erfasst und anschließend der Body Mass Index (BMI; kg / m2) als Gewicht bezogen auf die Größe berechnet. Die Teilnehmerinnen vervollständigten Fragen zu Lebensstil und demografischen Faktoren, darunter Rauchen, Trinken, regelmäßige Bewegung, Bildungsniveau und Haushaltseinkommen. Die aktuelle Raucherquote wurde definiert als der Anteil der Teilnehmerinnen, die in ihrem Leben mindestens 5 Packungen Zigaretten (100 Zigaretten) geraucht hatten und zum Zeitpunkt der Umfrage jeden Tag oder einige Tage hintereinander geraucht hatten. Als hochriskantes Trinkverhalten wurde definiert, dass mindestens einmal pro Woche mindestens 5 Becher Alkohol (äquivalent zu drei Dosen Bier) getrunken werden. Ein Beruf wurde als eine Tätigkeit zur Erzielung eines wirtschaftlichen Ertrages definiert. Als niedriges Haushaltseinkommen wurde das Einkommen im untersten Quartil definiert. Ein niedriges Bildungsniveau wurde als nicht abgeschlossene Volksschule definiert. Regelmäßige Bewegung wurde als entweder mäßige oder anstrengendere körperliche Aktivität definiert, die in der letzten Woche für mindestens 30 Minuten pro Tag an 5 Tagen oder für mindestens 20 Minuten pro Tag an drei Tagen in der letzten Woche durchgeführt wurde. Fettleibigkeit (Adipositas) wurde als BMI von mehr als 25 kg / m2 definiert. Die Verbreitung von Grunderkrankungen wie Depressionen, Bluthochdruck, Diabetes, rheumatoider Arthritis, Asthma, Osteoarthritis und Krebs wurde anhand der Antworten auf einem Fragebogen ermittelt.

 

Statistische Analyse

 

Da die KNHANES-Daten mit einem mehrstufigen Cluster-Wahrscheinlichkeitsansatz erhoben wurden, umfassten unsere Analyseverfahren notwendigerweise Stichprobengewichte, Schichten und Cluster. Die in Bezug auf kategoriale Variablen beschriebenen klinischen Grundmerkmale wurden unter Verwendung des Rao-Scott-Chi-Quadrat-Tests verglichen, während die in Bezug auf kontinuierliche Variablen beschriebenen unter Verwendung von Umfrage-Regressionsanalysen gemäß den KNHANES-Richtlinien für statistische Auswertungen bewertet wurden. Es wurden mehrere logistische Regressionsanalysen (SAS-Erklärung "proc surveyreg") angewandt, um Zusammenhänge zwischen der Abtreibungsgeschichte und der psychischer Gesundheit nach Anpassung an Alter, Fettleibigkeit, Bildungsniveau, Anwesenheit eines Ehepartners, Haushaltseinkommen, aktuelle Raucher- und Trinkraten sowie Prävalenz von Bluthochdruck, Osteoarthritis, Diabetes und Depressionen zu beurteilen. Die Risiken wurden als angepasste ungerade Verhältnisse ( ORs) mit 95% Konfidenzintervallen (CI) ausgedrückt. Alle statistischen Analysen wurden mit SAS Version 9.4 (SAS Institute, Cary, NC, USA) durchgeführt.

 

Ergebnisse

 

Zwischen 2010 und 2012 nahmen insgesamt 13.918 Frauen an der Umfrage teil. Von diesen wurden 5131 postmenopausale Frauen in die Studie miteinbezogen.

Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 62,8 Jahre. Die Mehrheit (72,1 %, n = 3703) der Frauen hatte zumindest einen Schwangerschaftsverlust. Die meisten davon hatten eine induzierte Abtreibung (57,8 %, n = 2968) oder spontane Fehlgeburt (22,9 %, n = 1176). Der Anteil der Frauen mit mindestens drei Fehlgeburten lag bei 2,2% (n = 114) und der Anteil der Frauen mit mindestens drei Abtreibungen bei 17,3% (n = 888). Von der gesamten Studienstichprobe gaben 1079 der Frauen (21,0%) an, Suizidgedanken zu haben an und 41 der Frauen (0,8%) sagten, im Jahr vor der Studie einen Suizidversuch unternommen zu haben.

 

Die zugrundeliegenden Charakteristika der Studienteilnehmer wurden nach dem Vorhandensein oder der Abwesenheit von Suizidgedanken geschichtet und in Tabelle 1 beschrieben. Diese Gruppen unterschieden sich hinsichtlich des Alters, der Anzahl an Geburten, des Bildungsniveaus, des Vorhandensein eines Ehemannes, des Haushaltseinkommens und der Beschäftigung (alle p < 0.05). Die Gruppe mit Suizidgedanken hatte eine höhere Rate an aktuellen Raucherinnen. Es gab jedoch keinen Unterschied zwischen den Gruppen hinsichtlich der Häufigkeit von regelmäßiger Bewegung oder risikoreichem Alkoholkonsum. Frauen, die drei oder mehr Aborte erlebt hatten, hatten eine höhere Rate an Suizidgedanken (p = 0.023) als Frauen ohne Aborte. Diese Zusammenhänge waren für  induzierte Abbrüche offensichtlich, nicht aber für Fehlgeburten. Teilnehmer mit Suizidgedanken hatten eine höhere Häufigkeitsrate von Diabetes, Bluthochdruck, Asthma und Osteoarthritis. Es gab jedoch keinen Unterschied zwischen den Gruppen in der Häufigkeit von Krebserkrankungen.

 

Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Unterschiede in der postmenopausalen psychischen Gesundheit nach Art und Anzahl der Aborte. Die Gruppe mit drei oder mehr Abtreibungserlebnissen, hatte eine höhere Rate an Suizidgedanken, Stress, depressiven Verstimmungen oder Depressionen (all p < 0.05) als die Gruppe mit weniger induzierten Aborten (= Abtreibungen). Die Zahl der Fehlgeburten hatte dagegen keinen Einfluss auf  die postmenopausale psychische Gesundheit. Die Art und Anzahl an Aborten hatte keine signifikante Auswirkung auf die Rate an Selbstmordversuchen.

 

Das Risiko von postmenopausalen Suizidgedanken im Verhältnis zu Aborterfahrungen ist in Tabelle 3 beschrieben. Bei Frauen, die drei oder mehr Aborte erlebt hatten, ungeachtet der Art, wurde ein Ansteigen an Suizidgedanken festgestellt (OR: 1.288; 95% Cl: 1.025-1.617). Ein erhöhtes Risiko von Suizidgedanken war ebenfalls bei in der Gruppe mit drei oder mehr Abtreibungen zu bemerken (OR: 1.377; 95% Cl: 1.103-1.719), aber nicht in der Gruppe mit Fehlgeburten. Nach Berücksichtigung des Alters, des Rauchverhaltens, der Anzahl an Geburten, dem Bildungsniveau, de, Haushaltseinkommen, der Anwesenheit eines Ehemannes, der Beschäftigung, und der unterschwelligen Krankheiten (Bluthochdruck, Diabetes, Asthma und Osteoarthritis) (model1), fand man heraus, dass Frauen, die sich drei oder mehr Abtreibungen unterzogen hatten, ein höheres Risiko für Suizidgedanken hatten (OR. 1.510; 95% Cl: 1.189-1.919). Nachdem die Liste der Störfaktoren in Modell 1 (Modell 2) um bereits bestehende Depressionen erweitert wurde, blieb die Wahrscheinlichkeit einer Suizidvorstellung in der Gruppe mit drei Abtreibungen (OR: 1.391; 95% CI: 1.086e1.781) erhöht, nicht jedoch in der Gruppe mit Fehlgeburten (OR: 1.241; 95% CI: 0.868e2.246).

 

Das Risiko für Stress oder depressive Stimmung im täglichen Leben in Abhängigkeit zu den Abtreibungserfahrung ist in Tabelle 4 beschrieben. Frauen, die sich drei oder mehr induzierten Aborten unterzogen hatten, hatten ein höheres Risiko für depressive Verstimmungen, selbst nach der Kontrolle von vorexistierenden Depressionen. Die Zahl der Fehlgeburten hingegen hatte keinen Einfluss auf das Risiko für Suizidgedanken, Alltagsstress oder depressive Stimmung (Fig. 1).

 

 

Diskussion

 

Es wurde festgestellt, dass die Selbstmordgedanken bei koreanischen Frauen nach den Wechseljahren, die älter waren oder keinen Ehepartner, keinen Beruf, nur geringe Bildung, ein niedriges Haushaltseinkommen und eine hohe Geburtenrate hatten, hoch waren. Darüber hinaus hatten Patientinnen mit chronischen Krankheiten (wie Bluthochdruck, Diabetes, Asthma und Osteoarthritis) und solche mit bereits bestehenden Depressionen ein hohes Risiko für Suizidgedanken. Wichtig ist, dass postmenopausale Frauen, die sich drei Abtreibungen unterzogen hatten, ein hohes Risiko für Suizidgedanken und eine depressive Stimmung im Alltag hatten, während die Erfahrung von Fehlgeburten allein diese Risiken selbst bei Frauen mit mehr Abtreibungen nicht erhöhte. Darüber hinaus hatten Frauen mit multiplen Abtreibungen eine höhere Rate an postmenopausalen Suizidgedanken, selbst nach einer Einstellung (verm. medikamentös) für Depressionen.

 

Verschiedene Studien haben die Auswirkungen der Abtreibung auf die psychische Gesundheit von Frauen ermittelt. Die Ergebnisse sind jedoch nicht schlüssig. Coleman und andere haben berichtet, dass eine Abtreibung das Risiko für mentale Gesundheitsprobleme erhöht, wobei Drogenmissbrauch und Suizidgedanken darunter zu den bemerkenswertesten Problemen zählen. Im Gegenteil, Charles und andere haben vorhandene Berichte über den Zusammenhang zwischen Schwangerschaftsabbruch und psychischer Gesundheit ausgewertet und festgestellt, dass die meisten veröffentlichten Studien einen hohen Selektionsbias und relativ wenige Quellen für zuverlässige Evidenz aufweisen, während die meisten Studien mit einer starken Evidenzbasis zu dem Schluss kommen, dass der Zusammenhang zwischen Schwangerschaftsabbruch und psychischer Gesundheit neutral ist. Nur wenige Studien haben über negative Auswirkungen berichtet. Die Mehrheit der oben beschriebenen Studien evaluierten die mentale Gesundheit von Frauen im reproduktiven Alter. Nur wenige Studien haben die mentale Gesundheit von postmenopausalen Frauen untersucht.

 

Jung und andere haben die psychische Gesundheit postmenopausaler koreanischer Frauen anhand zweier bevölkerungsbezogener Datensätze bewertet und festgestellt, dass das Risiko für den postmenopausalen Ausbruch von Depressionen bei Frauen mit zunehmender Anzahl von Abtreibungserfahrungen erhöht ist. Die vorliegende Studie ergab auch, dass Teilnehmer mit mehr Abtreibungserfahrungen eine höhere Prävalenz von Depressionen und eine höhere Rate des postmenopausalen Beginns von Depressionen hatten. Die aktuelle Studie zeigte auch, dass postmenopausale Frauen, die sich drei oder mehr Abtreibungen unterzogen hatten, ein höheres Risiko an Suizidgedanken hatten, selbst nach Einstellung für vorexistierende Depressionen, ein großer Risikofaktor für Suizidgedanken.

 

Im Allgemeinen korreliert die Suizidvorstellung mit Alter, weiblichem Geschlecht, Stress, Depressionen, Verhaltensweisen wie risikoreichem Trinken und Rauchen, reduzierter körperlicher Aktivität und fehlender Beschäftigung. Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung und Arthritis haben auch ein höheres Suizidrisiko. In der Studie über koreanische Frauen in der Postmenopause wurden die Selbstmordgedanken auch mit dem Alter, dem Bildungsniveau, dem Haushaltseinkommen, dem Zusammenleben mit dem Ehepartner, dem Rauchen, der Depression und der Grunderkrankung in Verbindung gebracht, aber nicht mit der Trinkgewohnheit.

 

Einige Studien haben gezeigt, dass Personen mit Abtreibungserfahrung ein höheres Risiko für suizidales Verhalten haben. In einer Studie über 212 schwangerschaftsbezogene Todesfälle haben Gissler und andere berichtet, dass die Selbstmordrate nach Abtreibungen oder Fehlgeburten höher ist als die Sterblichkeitsrate von nicht schwangeren Frauen im reproduktiven Alter. In einer landesweiten Umfrage, fanden Mota und andere heraus, dass das Risiko für Suizidgedanken und Suizidversuchen bei Frauen höher ist, die eine Abtreibung hatten als bei Frauen, die keine Abtreibungen hatten. Allerdings gab es in der Studie keinen signifikanten Zusammenhang zwischen postmenopausalen Selbstmordgedanken und Fehlgeburten.

 

Die vorliegende Studie hat eine angemessene statistische Aussagekraft, da nicht nur die demographischen Faktoren und die zugrunde liegende Krankheit, sondern auch die bereits bestehenden psychischen Erkrankungeb berücksichtigt wurden. In der Tat, nach der Kontrolle auf bereits bestehende Depressionen, war die Erfahrung von drei Abtreibungen mit einem höheren Risiko für postmenopausale Selbstmordgedanken und depressive Stimmung verbunden, während bei Fehlgeburten kein solcher Effekt festgestellt wurde.

 

Unser Ansatz zur Einteilung der Teilnehmerinnen nach der Anzahl der Abtreibungserfahrungen (d.h. keine Abtreibungen, ein oder zwei Abtreibungen, drei Abtreibungen) basierte auf der Definition des üblichen Schwangerschaftsabbruchs. Allerdings konnten wir den Effekt bei einem nachfolgenden Schwangerschaftsverlustes nicht erkennen. Die meisten Studien waren einheitlich in der Beschreibung eines negativen Effekts eines Schwangerschaftsabbruchs auf die psychische Gesundheit, obwohl diese Studien kleinräumig waren oder keine geeignete Kontrollgruppe hatten. In der aktuellen Studie stand die Anzahl an Fehlgeburten nicht in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko an postmenopausalen mentalen Gesundheitsproblemen. Allerdings korrelierte die Anzahl der induzierten Abtreibungen mit dem Risiko für Suizidgedanken, Depressionen mit postmenopausalem Beginn und depressiver Stimmung. Unsere Ergebnisse über koreanische Frauen deuten darauf hin, dass eine Fehlgeburt zwar kurzfristig negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann, die langfristigen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit jedoch vernachlässigbar sind.

 

Kürzlich trat eine neue Sichtweise auf, die angibt, dass Frauen, die Abtreibungen haben, eher dazu neigen vorexistente mentale gesundheitliche Probleme zu haben. In einer Analyse der nationalen Komorbiditätsüberwachungsdaten, suggerierten Steinberg und andere, dass, obwohl Frauen, die Abtreibungen hatten ein höheres Risiko für Suizidgedanken haben, Frauen, die eine höhere Rate an Suizidgedanken haben, eher mentale Gesundheitsprobleme schon vor der Schwangerschaft hatten während die Abtreibungserfahrung allein nicht das Suizidrisiko erhöht. Laut einer dänischen bevölkerungsbezogenen Studie hatten Frauen, die im ersten Trimester der Schwangerschaft eine induzierte Abtreibung durchführten, höhere Raten von psychiatrischen Kontakten vor der Schwangerschaft im Vergleich zu Frauen, die entbanden, während die Häufigkeit von psychiatrischen Kontaktaufnahmen nach einer Abtreibung nicht zunahm. Die aktuelle Studie deckte auf, dass die Gruppe mit drei oder mehr induzierten Abtreibungen ein höheres Risiko für Suizidgedanken hatten, selbst nach Berücksichtigung bereichts existierender Depressionen, ein bekannter Hauptrisikofaktor für Selbstmord. Alles zusammengenommen suggerieren diese Ergebnisse, dass die Erfahrung von Abtreibungen und Suizidgedanken auf andere mentale Probleme neben Depressionen bezogen werden könnten.

 

Die aktuelle Studie hat einige Begrenzungen. Erstens wurden unsere Daten durch selbst ausgefüllten Fragebögen erfasst. Daher könnten einige Resultate nicht gemeldet worden sein und manche Antworten könnten nicht korrekt aufgezeichnet worden sein. Zweitens konnten wir nicht feststellen, in welcher Schwangerschaftswoche der Schwangerschaftsabbruch erfolgte oder ob eine Schwangerschaft geplant war. Drittens benutzten wir keine standardisierten Beurteilungsinstrumente, um Suizidgedanken, depressive Stimmung oder die Diagnose einer Depression zu bewerten. Viertens haben wir keine Informationen über komorbide psychische Zustände wie Angst, Schizophrenie und bipolare Störungen, die das Suizidrisiko beeinflussen, gesammelt. Wir haben die Anwesenheit von Ko-morbider Depression kontrolliert. Schlussendlich waren wir, da es eine übergreifende Studie war, nicht in der Lage Kausalitäten festzustellen.

 

Trotz dieser Begrenzungen, die wir oben aufgelistet haben, hat die aktuelle Studie mehrere bemerkenswerte Stärken. Erstens war es eine groß angelegte Studie basierend auf Daten einer nationalen Umfrage, die eine repräsentative Stichprobe von allen postmenopausalen Frauen in Süd-Korea beinhaltete. Zweitens bezog die Studie die wohlbekannten Indikatoren für das Risiko für Suizidgedanken, was Alter, Rauchverhalten, Beschäftigung, Haushaltseinkommen Anzahl an Geburten, lebende Ehepartner und medizinische Komorditäten wie Krebs, Diabetes, Bluthochdruck, Osteoarthritis und Depression mit ein.

 

Schlussfolgerung: Eine Geschichte von drei oder mehr Abtreibungen, aber nicht von Fehlgeburten, während der reproduktiven Lebensspanne von koreanischen Frauen erhöhte das Risiko für Suizidgedanken und das Erleben einer depressiven Verstimmung im täglichen Leben nach der Menopause. Daher sollten Klinikerinnen die Anfälligkeit für Depressionen und Suizidgedanken bei Frauen, die mehrfach einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben, in Betracht ziehen.  Weitere künftige longitudinale Studien werden gebraucht, um den Zusammenhang von multiplen induzierten Abtreibungen mit postmenopausalen Suizidgedanken und mentaler Gesundheit zu klären.

 

Interessenskonflikte

 

Die Autoren haben keine konkurrenzfähigen Interessenskonflikte bekannt zu geben.

 

 

Ergebnis/ Unterstützungsangabe

 

Es gab kein finanzielles Sponsoring oder Unterstützung für diese Studie.

 

Danksagungen

 

Wir danken Kyoung Do Han von der Abteilung für Bistatistics, der katholischen Universität von Korea, die uns mit statistischen Ratschlägen versorgt hat.

 

 

 

 

Soviel zu dieser Studie. Es ist eine sehr große Studie und dementsprechend auch ein sehr langer Blogbeitrag. Ich hoffe dennoch, dass ihr einen kleinen Einblick in den Zusammenhang von Abtreibung und Suizidgedanken, insbesondere eben nach der Menopause, bekommen habt. Wie ich euch versprochen habe, werde ich auch noch andere Studien behandeln, beispielsweise auch Studien, die eben gerade in dieser Studie als Referenzstudien genannt wurden.

 

 

Euch lieben Leserinnen und Lesern wünsche ich einen wunderschönen Abend, eine gute Nacht oder einen wunderschönen Morgen, wann immer ihr diesen Blog lest.

 

Eure Rosa Blume

 

 

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