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Lohnt es sich überhaupt Kinder zu bekommen?

Liebe Leserinnen und Leser!

 

 

Heute möchte mit euch einmal der Frage nachgehen: Lohnt es sich überhaupt Kinder zu kriegen? Kinder sind eine Lebensaufgabe, für viele Eltern wesentlich für ihr Lebensglück und auch viele Jahre lang ein großer Teil ihres Lebensinhalts. Aber wieso bekommen Mütter und Väter eigentlich Kinder und wieso wollen auch einige Menschen keine Kinder bekommen? Lohnt es sich überhaupt, Kinder zu kriegen? Wie sieht die wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung in Bezug auf Kinder aus – individuell für die Eltern, aber auch für die Gesellschaft? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Geburtenrate (beziehungsweise der Anzahl an Kindern) und der makroökonomischen Entwicklung?

Welche ökonomischen Vor- und Nachteile bringen Kinder ihren Eltern individuell und welche Auswirkungen hat die Anzahl der Kinder auf den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand?


Zunächst sei mit den Worten von Immanuel Kant etwas grundsätzlich Selbstverständliches festgehalten, dass nämlich jeder Mensch, jede Person „Zweck an sich selbst“ ist und auch „notwendig für jedermann Zweck ist“ - dass also jeder Mensch und somit auch jedes Kind „jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel“ zu behandeln und zu betrachten ist (wohl wissend, dass es in der Realität allzu oft auf furchtbare Weise anders stattfindet). Eine ausschließlich ökonomische Bewertung von Kindern nach Kosten-Nutzen-Kalkülen wird den Kindern selbstverständlich nicht gerecht und wäre unmoralisch. Dies vorausgeschickt, wollen wir uns dennoch mit einigen Fragen zum Verhältnis von Kindern zu Wirtschaft und Wohlstand auseinandersetzen.

 

Kinder sollen nie bloß zweckdienlich sein oder als Mittel zum Zweck betrachtet werden – sie sind „Zweck an sich selbst“ (Kant)

 

Allgemein scheint seit der Moderne zu gelten, dass eine Gesellschaft, bestimmte Bevölkerungsgruppen oder soziale Schichten umso weniger Kinder bekommen, je höher ihr materieller Wohlstand und durchschnittlicher Bildungsstand ist. Dieses weltweit beobachtete Phänomen wird als demografisch-ökonomisches Paradoxon bezeichnet. Historisch betrachtet waren Kinder früher vor allem Arbeitskräfte und Absicherung für die Eltern im Alter, sozusagen deren Altersversorgung. Außerdem musste bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ein großer Anteil der Bevölkerung dicht am Existenzminimum leben. Die nicht zuletzt deshalb auch in Europa lange Zeit relativ hohe Kindersterblichkeit wurde eben durch höhere Geburtenraten kompensiert. Einerseits bedeuteten Kinder als Arbeitskräfte einst ein langfristig betrachtet höheres Einkommen der Eltern, während sich diese andererseits von den eigenen Kindern auch eine Vorsorge und Absicherung im Alter, bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit erwarteten. Mit steigendem Wohlstand der potentiellen Eltern sowie dem Ausbau staatlicher Sozialsysteme hat der Nutzen von Kindern als Vorsorge und Absicherung zunehmend an Bedeutung eingebüßt. Gleichzeitig eröffneten gesteigerter Wohlstand sowie höhere Bildung neue Möglichkeiten und Chancen (Luxus, Reisen, Karriere, Freizeit, Selbstverwirklichung,,…), die es in den vormodernen Zeitaltern so nicht gab und die in Konkurrenz traten zu den Kosten und dem Zeitaufwand, den es nun einmal bedeutet, Kinder großzuziehen. Das dürfte ein wesentlicher Grund sein, warum die Geburtenrate in den Industriestaaten in den letzten Jahrzehnten doch recht deutlich gesunken ist.

 

Je höher die Bildung und der Wohlstand, desto weniger Kinder…

 

Auf der anderen Seite ist es für viele Menschen ein zentraler Wunsch in ihrem Leben und wesentlicher Bestandteil ihres Lebensglücks, Kinder zu haben. Anstatt eines materiellen Nutzens von Kindern ist heutzutage viel mehr als früher die Freude am Kind, das Glück, der immaterielle Nutzen wesentlich für die Eltern. Ebenfalls relevant sind die Art der partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbsarbeit, Haushaltsführung und Kindererziehung zwischen Frauen und Männern. Auch die gesellschaftliche Anerkennung, die Frauen und Männer aus ihrem sozialen Umfeld erfahren, wenn sie Kinder bekommen, variiert je nach sozialer Schicht, kultureller oder religiöser Gruppe. Wie sehr es sich für die einzelnen Menschen also lohnt, (weitere) Kinder zu bekommen oder nicht, kann allgemein kaum beantwortet werden, weil es individuell sehr verschieden empfunden und bewertet wird. Dass bei empirischen Befragungen die im Durchschnitt gewünschte Anzahl an Kindern oft höher liegt als die tatsächliche Geburtenrate, lässt zumindest darauf schließen, dass es auch einige materielle oder gesellschaftliche Umstände und Zwänge gibt, die einem vorhandenen Kinderwunsch im Weg stehen können.

 

…nicht alle bekommen so viele Kinder, wie sie sich ursprünglich gewünscht hatten

 

Um die Auswirkungen der sich ändernden Geburtenrate und der Gesamtanzahl an Kindern auf Gesellschaft und Ökonomie zu beurteilen, muss man die demographische Entwicklung betrachten. Steigende Lebenserwartung und niedrige Geburtenrate führen zu einer Alterung der Gesellschaft; zu einem Wandel der Altersstruktur der Bevölkerung. Kinder leisten in entwickelten Volkswirtschaften in der Regel keinen Beitrag zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen, müssen aber von den Erwerbstätigen ebenso mitversorgt und erhalten werden wie etwa die Pensionistinnen und Pensionisten.  Viele Kinder wirken sich kurzfristig also wachstumsdämpfend auf die Wirtschaft aus, verringern zudem die Ersparnisbildung und dadurch die Investitionen. Längerfristig erhöhen und erhalten viele Kinder aber den Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.

 

Je stärker der Anteil der Erwerbstätigen durch die Alterung der Gesellschaft und die relativ niedrige Geburtenrate zurückgeht, desto mehr ist eine Gesellschaft auf Zuwanderung junger Erwachsener angewiesen, um ausgleichend auf den Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter zu wirken. Durch den steigenden Anteil der Personen im Alter von 65 Jahren oder älter müssen die Erwerbstätigen pro Person das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und den gesellschaftlichen Wohlstand mittel- bis langfristig sinken lassen. Etwaige andere Effekte, wie steigende Erwerbsquote, steigendes Pensionsantrittsalter oder steigende Produktivität durch technischen Fortschritt könnten hingegen wohlstandserhaltend wirken und die betragsfinanzierten Sozialversicherungssysteme (zumindest teilweise) entlasten.

 

Auswirkungen vieler Kinder auf Gesellschaft und Ökonomie – kurzfristig teuer, langfristig lohnend?

 

Schließlich kommt es in einer Gesellschaft nicht bloß auf die Anzahl an Kindern an, sondern wesentlich auch darauf, wie diese aufwachsen. Eine Gesellschaft muss Rahmenbedingungen schaffen und in die nächsten Generationen investieren, damit aus den Kindern selbstbewusste, empathische, gebildete, verantwortungsvolle und kompetente Erwachsene werden. Erwachsene, die künftig auch fähig sein werden, mit den Herausforderungen ihrer Zeit fertig zu werden, die künftige Produktion von Gütern und Dienstleistungen zu leisten und zugleich ihre eigenen Kinder dann wiederum liebevoll großzuziehen. Kinder brauchen Liebe und Geborgenheit in den Familien in denen sie aufwachsen, natürlich eine ausreichende Versorgung ihrer Grundbedürfnisse, sowie auch qualitativ hochwertige Bildung und Berufsausbildung.

 

Geborgenheit, Grundbedürfnisse, Bildung – entscheidend ist auch wie Kinder aufwachsen

 

Denn Kinder sind keinesfalls bloß da zur künftigen Erhaltung von Wirtschaft und Gesellschaft; vielmehr gibt es Wirtschaft, Staat und Sozialsysteme um der Menschen willen – um der Kinder willen. Von der österreichischen Bundesregierung erwarte ich mir daher unter anderem eine kinder- und familienfreundliche Politik, eine nachhaltige Bekämpfung von Kinderarmut und eine mutige Bildungspolitik. Den Kindern gehört die Zukunft und wir haben jetzt die Verantwortung, ihnen ihre Zukunft bestmöglich zu gestalten und vorzubereiten.

 

Ich wünsche euch einen wunderschönen Abend, eine gute Nacht oder einen wunderschönen Morgen, wann immer ihr diesen Blog lest.

 

Eure Rosa Blume

 

 

 

 

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