Liebe Leserinnen uns Leser!
Heute habe ich die Henriette bei uns. Und die Henriette ist eine Nachbarin von uns, die letzte Woche zufällig vorbeigekommen ist, um uns eine Babykleidung-Spende zu geben, weil sie jetzt eben wieder ein kleines, süßes Mädchen auf die Welt gebracht hat, vor 4 Monaten. Die Geschichte ist die, dass uns die Henriette kennengelernt hat, vor ein paar Jahren, wegen einer Freundin. Daher liebe Henriette bitte ich dich, die Geschichte zu erzählen.
Henriette: Ja, also kennen tu ich euch eigentlich schon länger, also noch als ihr die geborene, ungeborene Bewegung geheißen habt’s, ich habe schon die kleine Plastikfigur von dem 12 Wochen alten Embryo gehabt. Aber aktuell ist es so, dass ich jemanden auf euch hingewiesen habe. Ich glaube, das ist 3 Jahre her. Mein jüngster Sohn ist mit einem afrikanischen Mädchen in die Klasse gegangen, und die war erst ein paar Wochen in Österreich, und ihre Mutter war wieder schwanger, und dann ist ganz plötzlich der Vater gestorben. Und das war halt eine Situation, das möchte ich mir gar nicht vorstellen. Und sie hat natürlich noch überhaupt niemanden gekannt in Österreich. Ein paar von den Müttern aus der Klasse von den Mitschülern, haben etwas zusammengelegt und geschaut, dass sie unterstützt wird. Man braucht aber auch so viel, einen Kinderwagen, und das Babygewand und das kostet natürlich alles etwas. Sie hat dann auch noch die Situation mit dem Flüchtlingsstatus gehabt und hat sich noch nicht ganz ausgekannt, wie das läuft. Und dann bin ich eben auf euch gekommen, und da wir ja in der Nähe sind, dachte ich, dann kommst halt rüber zu mir und dann ist sie zu mir gekommen und wir sind gemeinsam rüber marschiert. Ja eine Kollegin von dir hat sie dann beraten und da habe ich gesehen, dass sie einen Karton gebracht hat mit lauter Babysachen und das war dann wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern, alles zusammen. Und sie ist da gesessen mit großen Augen und hat sich gefreut, dass sie da stöbern darf. Sie hat wahrscheinlich schon von Freundinnen und eben von den Müttern Sachen bekommen, aber, wenn man dann selber aussuchen darf, hat sie sich sehr gefreut, dass sie etwas hat mitnehmen dürfen. Deswegen bin ich eben auch draufgekommen, dass ich die Sachen, aus denen meine Tochter rausgewachsen ist auch zu euch bringen kann für andere Mütter, die das brauchen.
Barbara: Ja Dankeschön. Jetzt ist es ja aber so, dass derzeit deine Situation so ist, du hast ja eigentlich auch schon drei ältere Söhne, aus einer früheren Beziehung, auch Mischlinge, das heißt, das hat dann auch andere Probleme ergeben, und jetzt hast du aber spät einen Nachzügler bekommen, nämlich ein kleines, süßes Mädchen. Jetzt erzähl, wie war das. Du warst 42, als sie auf die Welt gekommen ist. Es gibt ja viele Ärzte, die dann ein bisschen Panik machen, Risikoschwangerschaft, und so…Wie war das für dich, so spät noch einmal ein Kind zu bekommen, wo doch die älteren jetzt endlich sozusagen in einem Alter waren, wo sie etwas selbstständiger waren.
Henriette: Aus dem gröbsten raus, wie man so sagt.
Barbara: Genau. Und dann noch einmal ein Kind.
Henriette: Ja, es war überhaupt nicht geplant. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass bei mir eh nichts mehr geht, dass der Ofen aus ist und ich zum alten Eisen gehöre. Meine Mutter hat mir immer eingeredet, ja die Frauen bei uns in der Familie kommen früh in den Wechsel. Und da mein zweiter Mann jetzt eben auch schon die ganzen Jahre, er ist 3 Jahre älter als ich, nie ein Kind fabriziert hat, haben wir uns gedacht, wir sind auf der sicheren Seite, es wird nix passieren, und ja, dann sind wir überrascht worden, von der Kleinen da. Am Anfang, wie ich meinem Mann das gestanden hab, also den Verdacht, nach 3 Schwangerschaften, da kennt man die Anzeichen schon sehr deutlich. Gebrochen habe ich nie, aber das andere, da bin ich in Tränen ausgebrochen. Ich war verwirrt, ich habe nicht gewusst, wie soll das jetzt gehen. Beim jüngsten Sohn war ich schon 32, und da gibt es schon Ärzte, die sagen, das geht schon Richtung Risikoschwangerschaft, da sollte man doch schon aufpassen, und jetzt noch 10 Jahre älter, ich bin auch nicht mehr so fit, wie damals, ja es war einmal ein Schock. Und schon auf der Fahrt nach Hause mit meinem Mann, hat er eben, nachdem er mal ein paar Minuten den Mund nicht zugekriegt hat, hat er gesagt, wir kriegen ein kleines Du oder ein kleines Ich. Das habe ich süß gefunden. Und das hat mir dann eben auch gezeigt, dass, wir werden einen Weg finden, weil er eben auch dem ganzen gegenüber positiv eingestellt war. Ja, es hat dann ein paar Probleme gegeben, ich habe Blutungen gehabt, und wir haben es auch ziemlich früh den drei Söhnen gesagt. Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich. Der Älteste war gerade in der 8. Klasse, und hat kurz davor Risikoschwangerschaften, mit Behinderung und so durchgenommen gehabt in der Schule, und dann hat er mir, wo er eben gehört hat, dass ich schwanger bin, kurz darauf seine Mitschriften hingeschoben und da standen dann eben die Risiken und die Statistik und so. Down Syndrom und andere Sachen. Und ich habe gesagt, ja, ich bin mir dessen bewusst, aber klar, die Untersuchungen beim Arzt, das lauft jetzt anders als damals. Mein Arzt hat mir 3 Möglichkeiten gelassen, seltener Untersuchungen, oder so, also nur die notwendigsten, die im Mutter-Kind-Pass stehen, dann jedes Mal eine Ultraschalluntersuchung, und Organscreening, und das dritte wäre gewesen, mit Fruchtwasserpunktion. Aber ich wollte schon ein bissl mehr wissen, also schon auf der sicheren Seite sein, ich glaube nicht, dass ich etwas unternommen hätte, wenn sich herausgestellt hätte, dass sie eine Behinderung hat. Aber ist doch gut zu wissen, dass, was ins Haus steht, und dass man sich vorbereiten kann. Dass man vielleicht schon Selbsthilfegruppen kontaktieren kann, sich einlesen kann in die Materie, ja. Das einzige, was sich bei den Untersuchungen herausgestellt hat, wo ich meinen Mann und meine Jungs mitgehabt habe, dass es ein Mädchen wird. Ein gesundes Mädchen.
Barbara: Sehr schön. Wunderbar. Ihr hört die Kleine im Hintergrund hie und da, sie ist nämlich mit beim Interview dabei. Für euch liebe Hörer und Hörerinnen, gibt es eine Mini Aufklärung zum Thema Risikoschwangerschaften. Wir werden noch eine eigene Folge hierzu machen. Risikoschwangerschaft ist ein sehr großer Überbegriff für alles Mögliche. Und im Grunde genommen, bedeutet es nichts anderes, als dass man einfach öfter zum Arzt gehen muss, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Und nicht zwangsläufig, dass etwas kaputt ist. Dass ist glaube ich wichtig, dass man es nochmal kurz anspricht.
Henriette: Die Sachen, die bei mir überwacht wurden, war der Blutzucker, da habe ich gar keine Probleme, aber ein bisschen einen erhöhten Blutdruck. Und deswegen habe ich öfters zu den Untersuchungen gehen müssen. Und ich habe Tabletten bekommen, die man in der Schwangerschaft gegen einen erhöhten Blutdruck nehmen darf. Also, dass war bei mir eigentlich das Hauptproblem.
Barbara: Jetzt ist aber so bei dir, dass deine Tochter trotzdem noch überwacht werden muss. Warum?
Henriette: Ja, es war 2,3 Tage nach der Geburt, ist sie blau geworden. Ich habe zuerst so etwas vermutet, wie bei meinem Ältesten, der hat Fruchtwasser
verschluckt gehabt, und dass ist in den falschen Hals gekommen, wie man so schön sagt. Ich habe sie schnell zu den Schwestern gebracht und die sind eben ins Zimmer gekommen, wie ich geläutet
habe. Dann ist sie untersucht worden, wir sind aber trotzdem bibbernd vor dem Zimmer gesessen, wo sie untersucht wurde, und dann hat man uns gesagt, dass sie eine, dass sie das Amnioninfektionssyndrom hat, also sich da irgendwie eine Infektion zugezogen hat. Sie hat dann gleich mal zwei verschiedene Antibiotika intravenös bekommen, das ist
auch schon mal ungut, wenn man sieht, dass die Kleine da Zugänge an der Hand hat und gleich mit so heftigen Sachen zu gepumpt wird. Aber wenn es hilft und es war dann auch so, und hat seitdem
keine Probleme mehr gegeben. (Mittlerweile hat sich wieder alles normalisiert. Anm. d. Redaktion)
Barbara: Das heißt, jetzt ist wieder alles in Ordnung?
Henriette: Naja, das war dann noch ein heftiger Krankenhausaufenthalt. Ich bin eigentlich schon entlassen gewesen, als Patientin, war dann nur noch als Begleitperson im Spital aufgenommen, und ja, sie ist dann noch öfter blau geworden. Und hat aufgehört zu atmen. Am Ende habe ich dann immer schon sehen können, gleich kommt wieder etwas. Und am Sonntag nach ihrer Geburt, sie ist am Montag auf die Welt gekommen, war es dann so heftig, dass sie auf die Kinderstation verlegt worden ist im Spital und da haben sie dann im Krankenhaus gesehen, dass sie ihr nicht weiterhelfen können und daher ist sie verlegt worden auf die Intensivstation in einem anderen Krankenhaus. Dort wurde sie mit Medikamenten gegen Epilepsie Anfällen behandelt, und die haben dann auch gut gewirkt, und zur Überwachung, nicht nur wegen der Krampfanfälle, sondern weil sie auch Atemaussetzer hatte, haben wir einen Monitor bekommen. Ja, das ist halt dann schon ein wenig komplizierter, als das Leben mit einem Kind ohnedies schon ist.
Barbara: Mittlerweile haben sich die Krampfanfälle aber wieder gelöst, oder?
Henriette: Ja, wir sind mit dem Medikament runtergegangen, von anfänglich 0,6ml, und wir sind seit gestern auf 0,1ml und es zeigt sich da keine Veränderung. Also scheint sie wirklich aus dem schon rausgewachsen zu sein. Eine Untersuchung steht noch ins Haus.
Barbara: Verstehe. Grundsätzlich ist es ja auch oft so, dass im ersten Jahr, kann ja mal sein, dass von der Geburt selber, entweder eben die Bakterien sind, oder manchmal kann es auch sein, dass gewisse Herzkranzgefäße, oder Herzklappen, oder was auch immer das ist, sich noch einmal zurückentwickeln müssen, die es während der Schwangerschaft gibt, das war bei einem meiner Neffen so. Das hat sich dann aber binnen weniger Wochen wiedergegeben. Das war kurz um die Geburt herum, und dann hat sich das alles normalisiert. Kein Grund zur Panik, auch wenn man am Anfang vielleicht Panik hat.
Henriette: Es ist halt nicht leicht, wenn man das Kind auf der Station lassen muss, und nach Hause gehen muss. Wenn man darauf eingestellt ist. Man kommt ins Spital, kriegt da das Kind, und kommt dann glücklich mit dem Kind nach Hause und versucht da dann einen Alltag zu finden. Ja, das war dann halt anders.
Barbara: Offensichtlich ist sie schon auf dem Weg der Besserung. Das ist sehr schön. Und wie ist es jetzt mit deinen, bzw. für deine älteren Kinder? Weil der eine ist ja jetzt eigentlich schon erwachsen.
Henriette: Ja, der ist 18.
Barbara: Und der andere ist mitten in der Pubertät.
Henriette: Der ist 16, ja. Und man kann sagen, ja, er ist mittendrin.
Barbara: Und der Jüngste ist jetzt 11. Wie haben die Kinder reagiert auf die neue, kleine Schwester?
Henriette: Ganz unterschiedlich. Also der Jüngste hat sich eigentlich schon länger ein kleines Geschwisterchen gewünscht. Und ich habe ihm gesagt, ich weiß nicht, es ist nicht in meiner Hand, ich weiß nicht, ob es gescheit ist. Und ob es überhaupt klappen würde. Und wo wir es ihnen dann gesagt haben, der Älteste, der hat gegrinst und gesagt, ich hätte wetten sollen, mit deiner Schwester. Die haben da anscheinend geredet gehabt die beiden. Vor oder nach der Hochzeit. Und der Mittlere hat mich mit großen Augen angeschaut und hat gesagt, bitte Mama, sagt’s, ihr ward in einem Hotel. Das finde ich ja sehr süß, blauäugig. Ich habe dann nichts weiter dazu gesagt. Sonst hätte er vielleicht gesagt, ich ziehe aus. Irgendwann wird er es schon noch lernen.
Barbara: Das ist ja lieb eigentlich.
Henriette: Und der Jüngste hat ein bisschen länger gebraucht, um dahinter zu steigen, was ich da meine. Ich habe ihm Kinderüberraschungseier gegeben. Also so haben wir es ihnen gesagt. Die kriegen sie normalerweise nicht, in dem Alter. Es war die Kinderüberraschung, die ich da im Schoß habe.
Barbara: Na sehr süß, herrlich. Die dritte Sache, wo ich dir gerne interviewen wollen würde, deine älteren 3 Söhne sind ja Mischlinge. Jetzt ist es ja nicht immer leicht für Mischlinge in Österreich. Ich kenne das ein bisschen von meiner Cousine, deren Kinder auch Mischlinge sind. Wie sind deiner Erfahrungen dazu?
Henriette: Also in Österreich habe ich eigentlich doch gute Erfahrungen. Es war, als ich noch mit meinem Ex unterwegs war, wo die Kinder noch klein waren, da hat es, wobei es kommt auch darauf an, wo man unterwegs ist, da waren dann welche, die sich geäußert haben in einer eher derben Art und Weise. Aber sonst, die Leute haben vermutet oder nachgefragt, ob ich Kinder adoptiert hätte, da habe ich gesagt, nein, die sind selber gemacht. Und sonst, eigentlich geht es uns gut damit, oder den Kindern selber. Sicher hört man das ein oder andere Kommentar. Aber auch als hiesiger kriegt man ein Kommentar, wenn man eine Brille hat, oder wenn man übergewichtig ist, kriegt man deswegen etwas zu hören. Die Leute, oder die Kinder finden sich immer etwas zu sekkieren.
Barbara: Das ist wahr. Leider. Na wunderbar, sehr schön. Das heißt, das ist jetzt eine lustige Geschichte einer bunten Familie.
Henriette: Ein Klassiker, vom Jüngsten gesagt, wie er gehört hat, dass ich schwanger bin, und er kennt mich und meinen Mann, hat er gesagt, dir wird nie jemand glauben, dass das deine Schwester ist.
Barbara: Naja, das kommt vor. In England, habe ich gehört, gibt es ein Zwillingspaar, die wirklich Zwillinge sind, wo eine schwarz ist und eine rothaarig, glaube ich nämlich, die andere. Ganz weiß und rothaarig.
Henriette: Das war auch ein Witz von mir. Als mein Ex-Mann vor der Scheidung noch eine Tochter bekommen hat, mit einer schwarzen Deutschen. Und da habe ich dann gesagt, jetzt haben die drei Mischbuben eine schwarze Schwester. Und wie ich dann gewusst habe, dass ich schwanger bin, habe ich mir gedacht, das wäre doch lustig, wenn das Kind ganz hell ist und vielleicht sogar rote Haare hat, warten wir mal, bis sie auf die Welt gekommen ist. Aber im Moment hat sie eher weniger Haare.
Barbara: Das war jetzt das Kommentar von der Kleinen. Na wunderbar. Gibt’s noch etwas, dass du unseren Hörern und Hörerinnen gerne weitergeben möchtest.
Henriette: Ich würde sagen, selbst wenn es an einem Tag mal ganz dramatisch ausschaut, wenn man sich nicht raussieht, wenn die Wohnsituation nicht ideal ist, oder eigentlich wollten wir noch das Haus umbauen, und dieses und jenes, das lässt sich alles machen, nur der Zeitplan ändert sich. Und die tägliche Routine ändert sich. Und in ihrer Situation war es jetzt so, dass wir keine Ressourcen hatten, um etwas im Haus zu machen zum Beispiel. Man kann auch anders leben. Ich lebe jetzt mehr oder weniger mit meiner Tante, und mit meiner Familie in einer WG. Es ist ein bisschen anstrengend, aber es geht. Man hilft sich gegenseitig. Man nervt sich gegenseitig. Ein Tag so und der nächste Tag bringt etwas Neues.
Barbara: Langweilig wird es nicht.
Henriette: Genau.
Barbara: Na wunderbar, dann danke ich dir sehr herzlich.
Und euch liebe Hörer und Hörerinnen, bei diesem Babygeschrei, wünsche ich euch einen wunderschönen Abend, eine gute Nacht, oder einen wunderschönen Morgen.
Eure
Rosa Blume