
Liebe Leserinnen und Leser!
Barbara: Heute geht es weiter mit dem zweiten Teil des Interviews mit Frau Heisz.
Frau Heisz: Man möchte sein erstes Kind noch selbst versorgen und denkt sich, man schaffe das schon, aber bei mehreren Kindern habe ich einfach gemerkt, was für eine Erlösung und Hilfe es ist, die Kinder auch mal abzugeben und zwar ganz bewusst und sagt, so heute Abend gehen wir nur zu zweit aus. Zumindest für 2 Stunden, einfach mal zu zweit als Paar auszugehen. Das haben wir leider nicht gemacht. Das würde ich sehr empfehlen, weil es so wichtig ist, dass man als Paar weiter existiert.
Das machen wir zum Beispiel jetzt ganz bewusst. Meine Schwiegermutter zum Beispiel steht uns auch abends immer wieder
mal zur Verfügung. Das genießen wir, einmal pro Woche haben wir einen Paarabend, wir gehen aus oder genießen auch die Zeit einfach zu Hause. Das ist ein besonderer Abend zu zweit, wo wir nicht
über die Kinder oder den Beruf reden, sondern wirklich nur als Paar unsere Beziehung pflegen und das einfach nur genießen. Und das ist sehr wichtig. Wenn man sich im Alltag mit seinen Kindern
verliert und gar nicht mehr aneinander denkt, dann lebt man sich als Paar auseinander und daher ist es so wichtig, dass man die Paarbeziehung pflegt, das haben wir beim ersten Kind glaube ich zu
wenig gemacht und vielleicht war das auch der Grund, warum wir dann im ersten Jahr mehr Probleme hatten. Gut, es ist auch im ersten Jahr schwierig, die Paarzeit zu pflegen, das ist einfach so.
Man ist müde, man möchte abends nur noch schlafen und dann nicht noch ausgehen. Deshalb ist es auch so wichtig, wirklich Hilfe von außen, wenn möglich, anzunehmen und sich auch nicht davor zu
scheuen oder ein schlechtes Gewissen zu haben, dass man das Kind jetzt gerade abgibt.
Barbara: Ja, das ist eine Sache, die ich auch beobachtet habe bei vielen Müttern, gerade beim ersten Kind, beim zweiten verändert sich das schon wieder, weil man dann eh nicht mehr so viel Zeit für das zweite Kind hat, was eben auch sehr positiv sein kann. Ich habe festgestellt, dass viele Frauen sich gerade in den ersten Jahren tatsächlich ein bisschen zu Über-Mamas entwickeln und ich habe festgestellt, dass wirklich viele Frauen ein großes Problem damit haben, ihr Kind auch mal jemand anderem anzuvertrauen und sie sogar manchmal das Problem haben, das Kind auch dem Vater anzuvertrauen. Ich denke, da ist problematisch, da das ja auch zu Konflikten in der Partnerschaft führen kann. Diese Mütter haben wirklich ein schlechtes Gewissen, weil sie glauben, sie sind jetzt eine Rabenmutter, weil sie ihr Kind jetzt einmal an eine andere Person abgeben. Gibt es da irgendeinen Tipp, irgendetwas, das einem da vielleicht helfen kann, um damit gelassener umzugehen vielleicht, was würden Sie als Frau, als erfahrene Mutter dazu sagen?
Frau Heisz: Also wie gesagt, mit wachsender Kinderzahl ist es mir leichter gefallen loszulassen und zu sehen, dass es den Lebensalltag viel leichter macht. Beim ersten ist man scheinbar so gluckenhaft, man möchte alles perfekt machen. Wenn jemand anderer da vielleicht hinein pfuschen möchte, das mag man nicht, gerade vielleicht, wenn die Omi da ist und vielleicht übernehmen könnte. Man möchte ja unbedingt beim ersten Kind alles richtig machen. Bei den nächsten merkt man, es ist nicht alles so wichtig. Ich bin halt auch eine Perfektionistin, ich wollte möglichst alles gut machen. Ich habe dann den Perfektionismus irgendwann mal begonnen ein bisschen abzulegen, weil ich gemerkt habe, es geht einfach nicht mehr, ich schaffe das nicht mehr.
Also ich kann nur ermutigen – auch beim ersten Kind – ein Stück weit loszulassen und zu sagen, die anderen, also beispielsweise Freunde, können durchaus das Baby auch mal im Park ein paar Runden schieben, während ich mal endlich alleine einkaufen gehe, mal shoppen gehe und es einfach nur genieße, dass ich ganz in Ruhe in ein Geschäft gehen kann, ohne Hektik. Also diese Gelassenheit tut einer Mama wirklich gut – und auch dem Paar. Man ist ausgeglichener. Ich habe auch gemerkt, im ersten Jahr war ich sehr oft unausgeglichen, habe schon die Stunden gezählt, wann mein Mann abends heimkommt, um ihm endlich das Baby überreichen zu können und endlich mal duschen zu können, weil das mit dem ersten Kind einfach fast gar nicht möglich ist. Beim nächsten Kind ist dann schon jemand da, der dann schon kurz mal schauen kann und man ist nicht ganz alleine in der Wohnung. Aber das ist schon für das Paar schwierig am Anfang, weil der Mann abends heimkommt und vielleicht auch mal seine Ruhe haben möchte. Und dann muss er aber das Baby im Tragesack durch die Gegend tragen, damit es nicht schreit, also man ist als Paar wirklich gefordert. Der Mann muss auch viel Verständnis aufbringen. Das ist wirklich wichtig.
Ich habe auch manchmal das Gefühl gehabt und ich weiß gar nicht, ob es wirklich so war, dass mein Mann vielleicht ein bisschen mehr Verständnis hätte haben müssen oder zumindest hatte ich das Gefühl, ich hätte das gebraucht. Ich habe das Gefühl gehabt, er gibt mir das nicht. Ich glaube eben, das ist für den Mann auch schwer, wie Sie auch schon gesagt haben, in diese Rolle hineinzuwachsen, zu sehen, wie geht es denn der Frau den ganzen Tag daheim, ja, wo man froh ist am Abend endlich das Kind auch mal abgeben zu dürfen, sodass man sich selbst auch mal ein bisschen ausruhen kann. Aber mit steigender Kinderzahl lernt man das auch als Paar zu sehen, dass beide anpacken müssen und das ist halt wichtig.
Barbara: Wie habt ihr das eigentlich geregelt als Paar, als Vater und Mutter, mit den Aufgaben. Du bist ja an sich den ganzen Tag zu Hause, also ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass es dahingeht, dass das meiste an dir hängen bleibt, recht groß, weil ja dein Mann das Geld verdienen muss. Es ist aber ja auch für die Kinder sehr wichtig, dass der Vater präsent ist, dass er da ist und nicht nur die Mutter, die ja sonst eh meistens da ist, dann freut man sich als Kind ja auch irrsinnig, wenn der Vater heimkommt. Wie habt ihr das gelöst. Du hast gesagt, ab den Zwillingen hat er mehr angepackt, auch in der Nacht, das heißt, er ist auch aufgestanden und hat vielleicht auch gewickelt und Dinge erledigt, die er konnte. Hast du auch abgepumpt, damit er auch mitstillen konnte?
Frau Heisz: Nein, ich habe eigentlich immer gestillt. Es gab eine kurze Zeit, etwa eine Woche, als ich Milchstau hatte, wo wir zugefüttert haben. Wir haben aber gemerkt, wie anstrengend die Nächte waren, also neben dem Abpumpen eben auch Flaschennahrung zu geben. Mein Mann war auch völlig k.o. in der Nacht und ich habe gemerkt, wenn ich ihm das jetzt weiter antun würde, könnte er gar nicht mehr tagsüber arbeiten. Ich war froh, dass ich nach einer Woche wieder normal stillen konnte, als sich das beruhigt hatte und wir haben gemerkt, dass es für uns beide das Allerbeste ist. Ich habe dann beide gleichzeitig gestillt in der Nacht, sodass wir längere Pausen hatten. Manchmal habe ich es nicht übers Herz gebracht, dann habe ich sie nacheinander gestillt, aber dann findet man fast gar keinen Schlaf.
Barbara: Gleichzeitig zu stillen ist aber auch schwierig, oder?
Frau Heisz: Ja, aber man lernt das recht schnell, links und rechts und dann geht das schon. Mein Mann hat mir allerdings in der Nacht beim Anlegen geholfen. Dann ging es schneller, weil man müde und im Halbschlaf ist, aber das hat dann gut geklappt und wir hatten dann immer fast drei oder vier Stunden Pause in der Nacht und dann ging das ganz gut. Also dann war alles nicht so viel schlimmer als mit einem Kind. Klar, es war schon ein bisschen stressiger, es kann ja auch sein, dass ein Kind zwischendurch mal wieder aufwacht, man schläft wieder ein und plötzlich wird das andere wieder wach und möchte den Schnuller. Also ja, natürlich hat man weniger Schlaf.
Aber wie gesagt, beim letzten Kind war es noch viel anstrengender. Also das kann man nicht sagen, dass Zwillinge ein Drama sind oder so. Jedes Kind ist so anders und das weiß man vorher einfach nicht. Aber man bekommt die Kraft, die man braucht. Ich habe auch erst gedacht, wie soll ich das mit vier Kindern und Zwillingen auf einmal schaffen, aber es klappt dann schon. Mein Mann hat mir wie gesagt auch wirklich geholfen. Das ist eben auch ganz wichtig.
Wir haben, bevor wir geheiratet haben, über solche Themen gesprochen, wie stellen wir uns jetzt eigentlich unser weiteres Leben vor? Ich finde es sehr wichtig, dass dann der Partner nicht enttäuscht ist, beispielsweise wenn der Mann erwartet, dass man bald wieder arbeiten gehen sollte. Also wir haben das wirklich konkret besprochen und wir haben beide gemerkt, das ist kompatibel. Wir wollten ein traditionelles Familienbild leben, dass ich wirklich ganz Hausfrau und Mutter bin und er für uns, für die ganze Familie, arbeitet und uns ernährt. Und das läuft sehr gut, er hilft aber trotzdem im Haushalt mit, wofür ich sehr dankbar bin. Also am Abend ist es nicht so, dass ich den ganzen Abwasch alleine machen muss, sondern er steht dann auch oft in der Küche, weil bei vielen Kindern geht das einfach nicht anders. Er spült zum Beispiel das Geschirr ab, während ich die Kinder zu Bett bringe, oder er räumt halt etwas auf oder so. Wenn ich alles alleine machen müsste am Abend, dann wäre das nicht zu machen.
Barbara: Es ist also nicht so, ok du bist die Hausfrau und du machst den ganzen Haushalt und ich mache die Arbeit und genieße dann am Abend nur die Familie sozusagen.
Frau Heisz: Ja, genau. Aber ich schaue halt, dass ich ihm sonst komplett den Rücken freihalte. Ich übernehme das gesamte Familienmanagement, was auch viel Zeit einnimmt, die ganzen Kurse der Kinder, die Schulangelegenheiten, Hausaufgabenbetreuung, es ist einfach unglaublich viel was da anfällt und da versuche ich halt, das alles selbst zu koordinieren. Allerdings bei so Kleinigkeiten im Haushalt, kleinere Hilfen wie eine Glühbirne reinzudrehen, die ich nicht geschafft habe oder eben die Küche aufzuräumen oder die Spülmaschine ausräumen, da hilft er mir schon, aber da packen mittlerweile auch die Kinder mit an. Sie sind ja auch schon größer, die Älteste ist wie gesagt fast 14, der Sohn ist 11 und die Zwillinge fast 9, also das ist schon ein Alter, wo sie in Verantwortung genommen werden können.
Barbara: Und der Jüngste?
Frau Heisz: Der Jüngste ist jetzt 3. Der hat Schonfrist. Aber der hilft auch schon mit und das fördere ich auch sehr, dass er auch den Frühstückstisch schon decken möchte und was auch ganz wichtig ist, dass man die Kinder von Anfang an das auch machen lässt.
Barbara: Weil sie wollen das ja auch sehr gerne.
Frau Heisz: Und machen es dann auch sehr gerne.
Barbara: Ich kann mich erinnern, als ich ein Kind war, wir haben irrsinnig gerne Semmelknödel gemacht, irgendwie alle gemeinsam, also das war ganz toll. Und ich sehe das auch bei einigen meiner Neffen, die dann beim Gießen im Garten mithelfen und denen das Freude bereitet oder andere lieben das Geräusch vom Staubstaugen. Also ich finde ja, man sollte Kinder, wenn sie solche Ambitionen haben, auf keinen Fall daran hindern.
Frau Heisz: Wenn man sie ausbremst, werden sie später einmal gar nicht wollen. Es ist also wirklich wichtig, dass man sie in dieser Phase machen lässt, auch wenn es nur eine Minute war. Wenn der Kleinste sagt, er möchte jetzt beim Staubsaugen helfen, gut, dann lasse ich ihn jetzt helfen, weil ich weiß eh, in spätestens fünf Minuten wird er den Staubsauger wieder liegen lassen und dann sauge ich halt weiter. Aber es ist ganz wichtig, ihm diese Freude nicht zu nehmen, außer es ist natürlich Engpass und ich muss jetzt unbedingt saubermachen, weil ich die Kinder gleich abholen muss. Die Älteste kocht sehr gerne zum Beispiel. Sie liebt es zu kochen und das nehme ich ihr auch nicht. Sie sagt: „Mami, wenn ich am Wochenende Zeit habe, möchte ich für alle kochen.“ Dann kocht sie für sieben, wir sind eine siebenköpfige Familie. Und das macht sie gerne und sie ist unglaublich gut darin. Also ich staune immer und ich finde diese Talente muss man dann auch fördern. Das finde ich ganz wichtig, auch für später.
Barbara: Ich glaube es ist auch wichtig, wir haben auch im Vorgespräch schon kurz darüber gesprochen, es ist auch wichtig für die Erziehung der Kinder sie im Haushalt mithelfen zu lassen, denn wenn sie erwachsen sind, müssen sie ja auch einen eigenen Haushalt führen können. Also es ist wichtig, dass sie auch mithelfen im Haushalt und lernen ihre Aufgabe im Haushalt zu übernehmen, sie müssen dann eh später auch alleine auf zwei Beinen stehen können.
Frau Heisz: Genau, ja. Also wir haben auch einen Haushaltsplan, wo die Kinder sich eintragen, monatlich im Wechsel, dass die Kinder zum Beispiel ihr Kinderzimmer selbst saugen. Es muss nicht perfekt sein, einfach so wie sie es können, ihrem Alter eben entsprechend. Ich sauge halt nach, wenn ich merke, das hat noch nicht so gut geklappt, oder ich zeige es ihnen einfach, wie sie es noch besser machen können. Aber das ist so wichtig, sie das machen zu lassen, sodass auch die Verantwortung wachsen kann. Ein anderes Beispiel wäre sie einkaufen gehen zu lassen.
Das sind so Banalitäten, die aber unglaublich Zeit einsparend sind für einen. Also wenn sie alt genug sind, dass man sie alleine in den Supermarkt gehen lässt, und mal Brot, Milch und Käse oder so einkaufen lässt. Zunächst lasse ich sie einfach mal Kleinigkeiten machen und das steigern wir dann, sodass sie irgendwann mal den Großeinkauf auch schaffen. Das klappt wunderbar und sie haben eine Riesenfreude, weil sie merken, die Mama vertraut mir, dass ich das schaffe und dieses Erfolgserlebnis, wenn sie nach Hause kommen und zeigen, Mami, hier ist die Rechnung, hier ist das alles und ich habe das gebracht und sie freuen sich, mithelfen zu können. Das ist wirklich für alle Beteiligten ein großer Gewinn und eine Hilfe, ja, gerade mit größeren Kindern.
Barbara: Das ist angenehm, weil einige Haushaltsaufgaben dann besser aufgeteilt werden auf die ganze Familie.
Frau Heisz: Das ist dann letztlich auch wieder eine Entlastung für mich, sodass ich andere Aufgaben wieder besser wahrnehmen kann im Alltagsleben und gerade im Familienmanagement und so. Da muss man oft so viel recherchieren wieder, also da geht sehr viel Zeit drauf. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass wenn die Kinder größer sind, so viel Familienmanagement zu machen ist. Wenn sie kleiner sind, dann sieht der Aufgabenbereich wieder ganz anders aus. Und so hat jede Lebensphase bei den Kindern andere Anforderungen auch, ja.
Barbara: Es gibt ja mittlerweile einige Familien, wo die Väter mit den Söhnen Väterwochenenden oder die Mütter mit den Töchtern Mütterwochenenden machen oder so Abenteuerwochenenden. Macht ihr sowas?
Frau Heisz: Sowas machen wir auch, weil wir festgestellt haben, dass es sehr wichtig ist, dass man mit jedem Kind einzeln auch mal Zeit verbringt. Manchmal, wenn wir wenig Zeit haben, dann reicht es auch schon, mal ein, zwei Stunden nur mit einem Kind einkaufen gewesen zu sein oder irgendetwas erledigt zu haben zu zweit. Das ist unglaublich wichtig und man spürt auch immer, wenn man zu zweit ist, dann sagen sie, Mami es ist so schön dich jetzt mal alleine zu haben. Bei ihrem Papa ist das genauso, bei ihm ist das natürlich durch den Beruf bedingt etwas schwieriger, es geht nicht so leicht, eher am Wochenende, aber wir haben eben auch schon so Vater-Sohn und Vater-Tochter Wochenenden gemacht oder ich habe mit meiner Ältesten vor drei Jahren ein Mutter-Tochter Wochenende gemacht. Das war eine ganz großartige Erfahrung für uns beide, mal ein Wochenende zu zweit zu sein und über Dinge zu reden, die man sonst im Alltag einfach nicht schafft zu besprechen und den anderen besser kennenlernen, da wächst die Beziehung ja auch. Dann wird die Beziehung auch viel inniger.
Wir machen es auch in den Ferien so, dass wir immer einen halben Tag mit einem Kind verbringen. Wir teilen uns das so auf, dass mein Mann mit jedem mal Zeit verbringt und ich mit jedem mal. Da tanken sie unglaublich auf. Sie erzählen oft Monate später noch, wie schön es war, zum Beispiel in Schönbrunn im Labyrinth gewesen zu sein oder einen gemeinsamen Fahrrad-Ausflug in den Prater gemacht zu haben. Es muss jetzt nichts Kostenintensives sein, sondern es geht einfach nur um diese Zeit zu zweit. Und ja, so machen wir das. Wir bemühen uns, es ist zwar nicht so oft im Jahr, aber zumindest doch möglich.
Barbara: Das ist sehr schön. Ich glaube, das ist wichtig für die Kinder.
Frau Heisz: Ich merke halt einfach auch diese enge Beziehung zu meinen Kindern, die ich habe, weil ich eben bewusst daheim geblieben bin und das zahlt sich auch aus. Ich merke bei unserer Ältesten zum Beispiel, sie kommt jetzt in die Pubertät oder ist schon drinnen, dass wir eine sehr innige Beziehung zueinander haben. Es ist ein großes Vertrauensverhältnis da, dieses Urvertrauen, das in den ersten Jahren ja gelebt wird, ist etwas so Wesentliches – ganz besonders in den ersten drei Jahren, dass eben die Mama oder eine andere feste Bezugsperson, wirklich da ist und das zahlt sich aus. Ich merke das jetzt bei den Kindern. Es ist wirklich eine so große Nähe da, die ich nicht gehabt hätte, wenn ich keine Zeit für die Kinder gehabt hätte.
Barbara: Ja, klar.
Frau Heisz: Und das ist für mich einfach die große Bestätigung, dass es gut so war und dass ich sehr glücklich darüber bin. Und dass das auch meine Berufung ist.
Barbara: Das ist sehr schön. Gibt es noch irgendetwas, das Sie vielleicht Frauen weitergeben wollen, wenn sie vielleicht auch gerade mit dem dritten oder vierten Kind schwanger sind oder vielleicht auch mit dem fünften und einfach auch überfordert sind vom Alltag mit den Kindern, die sie schon haben und eigentlich in Wirklichkeit auch am Überlegen sind, ob sie dieses Kind überhaupt bekommen sollen oder nicht. Gibt es da eine Sache, die sie Frauen mitgeben wollen, oder auch den Vätern vielleicht?
Frau Heisz: Also an erster Stelle ganz wichtig sind Väter, es ist so wichtig, dass die Männer wissen, dass sie eine ganz große Schlüsselrolle einnehmen im Umgang mit der Frau, wenn sie schwanger ist. Wir sind in einem Ausnahmezustand, wenn wir die Hormone haben, wenn sie plötzlich ansteigen und zwar rapide ansteigen. Uns ist übel, wir sind durcheinander, wir sind einfach nicht so wie sonst. Ich habe meinem Mann auch immer gesagt, dass er mich während der Schwangerschaft bitte nicht zu ernst nehmen sollte, mittlerweile wissen wir das schon, da „spinne“ ich ein bisschen. Ich raste schneller aus, habe Höhen und Tiefen, und ich bitte ihn dann, mich einfach anzunehmen wie ich bin. Ich werde wieder anders sein, aber es ist jetzt ein Ausnahmezustand und da brauche ich jemanden, der mich wirklich trägt und so annimmt, wie ich bin und mich nicht nur kritisiert oder mich dann zusätzlich noch unter Druck setzt, sondern ganz im Gegenteil – da brauche ich jetzt seine volle und ganze Unterstützung.
Deswegen eine große Bitte an die Männer, bitte unterstützt eure Frauen in dieser Phase wo sie so unschlüssig sind oder vielleicht sogar Angst haben vor dem Kind. Frauen sind da in einem hormonellen Ausnahmezustand, sie brauchen einen starken Mann, der ihnen den Rücken stärkt und sich auf das Kind freut und ihnen wirklich sagt, ich überlasse nicht dir die Entscheidung, sondern ich stehe mit dir dazu. Und wir schaffen das schon. Ich lasse dich nicht alleine und ich lasse nicht die Entscheidung bei dir. Die Entscheidung darf nicht alleine bei der Frau liegen. Die Entscheidung ist so wichtig, dass sie auch beim Mann liegt, weil sie beide dieses Kind gezeugt haben und er hat mindestens genauso viel Verantwortung.
Mir hat das eben bei den Zwillingen so geholfen, dass mein Mann sich so gefreut hat und er gesagt hat, wir schaffen das. Das war für mich ein großer Schlüsselmoment, dass ich gemerkt habe, wow, mein Mann hilft mir wirklich. Als sich das wieder reguliert hatte und ich wieder stabiler wurde, konnte ich mich ja auch richtig auf die Kinder freuen. Vorher hatte ich eben diese große Angst und die stand so im Vordergrund, eben dieser Wirrwarr in diesem hormonellen Ausnahmezustand.
Es ist ganz wichtig, dass man Hilfe auch annimmt, dass man eben zum Beispiel hier zur Lebensbewegung geht und sagt: „Hilfe, ich bin so durcheinander, ich weiß jetzt nicht, wie es weitergehen soll.“ So kann man beginnen, das Chaos zu ordnen, ja, es in Schubladen packen und dann sieht man auch, es ist nicht so ein Chaos wie man erst dachte. Es ist nicht so schlimm. Das hilft einem sehr, dass man klarer sehen kann. Man darf da nichts überstürzen, wo man im Nachhinein merkt, man ist in eine Richtung gerannt, die nicht richtig war und was man dann im Nachhinein zutiefst bereut, weil man plötzlich merkt, man ist jetzt wieder ruhig und es ist alles geordnet, aber jetzt sehe ich erst klar, dass das nicht richtig war. Also nichts überstürzen.
Barbara: Sich ganz viel Zeit nehmen, das ist ganz wichtig und nicht nach ein paar Tagen oder einer Woche zu glauben, dass man schon die Lösung hat. Dann danke ich Ihnen ganz herzlich für das Interview.
Frau Heisz: Sehr gerne.
Barbara: Es war für mich sehr interessant, ich habe auch viel Neues gelernt und ich wünsche Ihnen alles Gute!
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